Am 05.01.1972 fand eine Fotosafari in die Gegend von Kirchenlaibach statt, zu der erfreulicherweise von Peter die Initiative ausgegangen war..Während des Klubtreffens am 26.12.1971 hatten Peter und ich einen Plan ausgearbeitet, nach dem wir vorgingen.
Um 7:15 Uhr trudelte Peter mit dem Auto bei uns ein. Wir schlangen unsren Stollen etwas schneller als vorher rein und waren 10 Minuten später startklar. Auf ging´s!
Auf den Straßen ein Nebel wie in einer Waschküche. Was heißt hier Nebel? Es gibt doch Züge! Und diese Züge wollten wir fotografieren. Einen glänzenden Auftakt bildete die 044 582, die in Seybothenreuth vor einem Güterzug aufgeschaltet wurde und direkt auf einer Steinbrücke stand. Der Nebel war hier nur sehr dünn, deshalb konnten wir viele Fotos schießen. Versteht sich von selbst. Eine Anfahrt legte die hin! Sagenhaft! Überholen konnten wir sie allerdings nicht mehr vor Kirchenlaibach, da die Straße von der Strecke abwich.
In Kirchenlaibach fuhren wir durch. Nicht etwa, weil Peter die Bremse nicht gefunden hat, sondern weil wir nach Pressath wollten. Dort sollte der P 4481 bei der Abfahrt unser zweites Opfer werden. Also gescha es. Obwohl wir nicht weit vom Bahnhof entfernt standen, kam der kleine Flitzer (064 241) bereits mit einem Affenzahn angeraucht, dass uns die Ohren wackelten. Als seine Dampfwolke sich aufgelöst hatte, ging´s nach Grafenwöhr. An der Ortsausfahrt von Pressath stand ein alter Mann und winkte, als ob seien Alte mit der Nudelwalze hinter ihm her sei. Er wollte aber nur bis Grafenwöhr mitfahren. Wir taten ihm den Gefallen und bereuten es nicht. Zum Dank dichtete er uns einen Zweizeiler: „In Kulmbach braut man braunes Bier. Das war schon immer meine Lebenselixier.“ Damit entfernte er sich in die Stadt, wir zur Schrottfirma. Wir hatten nur eine 50er gesehen. Bei der Ankunft entdeckten wir noch eine zweite. Das war alles. Na ja. Jedenfalls gingen wir erst einmal zum Büro. Dort hatten wir verdammtes Glück. Zugleich mit uns trudelte der Chef ein. Er hatte es eilig wegen eines klingelnden Telefons. Gestattete uns aber ohne weiteres das Fotografieren und Abmontieren von Schildern.
Bei den beiden 50ern handelte es sich um zwei Nürnberger: 050 662 und 051 852.
Während bedauerlicherweise die Führerstände ratzekahl abgegrast waren, besaß die 051 352 zu unserer Freude noch ihr Frontschild. Dank unserer perfekten Ausrüstung konnten wir es kapern. Im einzelnen erbeuteten wir immerhin:
Nr. | Gegenstand (Schild) | von Lok Nr. |
01 | Holzschild: 050 662 von Bw Nürnberg nach Grafenwöhr, Zerleplatz … | 050 662 |
02 | Holzschild: 051 352 von Bw Nürnberg nach Grafenwöhr, Zerleplatz … | 051 352 |
03 | Frontnummernschild | 051 352 |
04 | Schild vom Tender der 050 662: Zugnummer | 050 662 |
05 | Speisepumpen Manometer | 050 662 |
06 | Luftpumpe (Schildchen von Handrad) | 051 352 |
07 | ↯ | 078 185 |
08 | ↯ | 078 185 |

Lokschild 051 352-3
078 185 stand, besser gesagt lag noch als Trümmerhaufen umher.
Um 10:30 Uhr drängte ich zum Aufbruch. Um 11:07 Uhr sollte in Kirchenlaibach ein Zug mit einer 064 in Richtung Bayreuth abfahren. Weil die beiden Lümmel Hans und Peter sich nicht vom Schrottplatz trennen konnten, fuhr uns die 064 448 feuchtfröhlich vor der Nase weg. Da nun wieder Flaute im Fahrplan war, gingen wir ein halbes Stündchen ins Bw Kirchenlaibach. Interessanterweise standen dort vier 044, eine 064 und mehrere 50er, teils außen teils im Schuppen. Allerdings ging uns durch den Besuch die 001 vor dem D 1057 durch die Lappen. – Hätten Sie´s gewusst? Rechtzeitig für den Dg 8161 standen wir jedenfalls in der Streckengabelung Kirchenlaibach – Bayreuth / Nürnberg.
Dass zuerst die 044 440 mit einem Güterzug aus Richtung Schnabelweis kam, hörten wir schon bevor das Signal auf ging.. Eine Dampfwolke verriet den Dg 8161, den wir nach einem wilden Lauf ebenfalls bei der Einfahrt erwischten.
Um 12:55 Uhr ebenfalls eine Hetzjagd: 001 181 fuhr, besser gesagt raste vor dem D 1048 nach Nürnberg.
Um 13:05 Uhr haute 044 424 als Lz in Richtung Schnabelweid ab. Zehn Minuten später postierten wir uns an der Bayreuther Strecke, um den um 13:22 Uhr eintreffenden P 4487 zu fotografieren, der wieder von der 064 448 befördert wurde. Eine Zeitlang war Ruhe.
Um 14:07 Uhr fuhr die 064 293 vor dem P 4484 nach Bayreuth. Dann sprangen wir ins Auto, um die um 14:12 Uhr nach Schnabelweid abfahrende 064 355 zu erwischen. Am Einfahrsignal wartete sogar 052 602, die uns als „Hintergrundmodell“ für die 64er diente.
Der Nebel war inzwischen wieder so dicht geworden, dass wir beschlossen die Rückfahrt anzutreten.
In Bayreuth machten wir noch Station, um die 064 293 nochmal zu beschießen. Zu unserer Überraschung sahen wir auch die 217 016 (Bw Regensburg), die einen Eilzug und einen 624 im Schlepp (was heißt Schlepp, er gab ja selber Gas) in Richtung Nürnberg zog.. Leider war es wegen des immer stärker werdenden Nebels nicht mehr möglich, zumindest die Bereitstellung der 64er abzuwarten, weshalb wir zurück nach Mainleus fuhren. Nach der Ankunft kochte meine Mutter Kaffee. Nur so konnten wir wieder auftauen. Eine lohnenswerte Fahrt dürfte es jedenfalls gewesen sein.