Der 25.03.1970 war wieder einmal ein Tag, der in die Geschichte des Pfiff-Klubs „Köf“ eingegangen ist. Um 7.15 Uhr brachen Hans und ich schwer bewaffnet mit Notizblöcken, Kameras, Tonband etc. zum Mainleuser Bahnhof auf, wo wir Peter trafen, der schon mit einem Zug früher aus Kulmbach gekommen war. Außerdem nicht gerade vielversprechenden Wetter, dämpfte meine Vergesslichkeit die Stimmung: ich hatte den mühsam zusammengestellten Fahrplan vergessen. Prost Mahlzeit! Das konnte ja heiter werden! Jedenfalls fuhren wir mit dem P 2805 (Zlok 051 334-1) um 6:25 Uhr nach Neuenmarkt, um dort in den P 2652 (Zlok 211 187) nach Bayreuth umzusteigen. Dort angekommen besserte sich gleich die Laune, als wir den P 4478, unseren Zug nach Weiden, sahen. Er war ausnahmsweise nicht mit zwei 64ern in Doppeltraktion, sondern mit der 052 268 des Bw Kirchenlaibach und der 064 424 des Bw Weiden, bespannt. Schon am frühen Morgen kamen die Fotoapparate fast zum Glühen, wie sollte das erst später werden? Jedenfalls wurde uns die Übergangszeit nicht lange (auf Gleis 1 stand auch noch die 220 011 des Bw Würzburg vor einem Eilzug nach Hof). Punkt 8:16 Uhr dampften der „Mustang“ und der „Bubikopf“ mit unserem Zug aus dem Bayreuther Hauptbahnhof.
Bis Kirchenlaibach, wo die 052 unseren Zug verließ konnten wir „nur“ 80 km/h fahren, nach dieser Station konnte die 064 424 ihre 90 km/h Höchstgeschwindigkeit ausnützen. Ehe wir in Weiden eintrafen, machte ich von einigen Abfahrten Tonbandaufnahmen aus dem Fenster. Am Ziel angekommen warteten wir zunächst noch auf dem Bahnhof eine Weile zwecks „Lok-Interviews“ und Fotos von D-Zügen. Dann machten wir uns auf den Weg zum Bahnbetriebswerk.
Den Weg zur Lokleitung kannten wir ja. Wie beim letzten Besuch wurden wir dort ins Zimmer von Herrn Zahn verwiesen, wo wir den jungen Mann vom letzten Mal trafen. Er erkannte uns allerdings nicht und erteilte uns freundlicherweise sofort die Erlaubnis zur Bw-Besichtigung.
Wir fingen wieder bei den ausgemusterten Loks an.
Uns fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als wir sahen, dass entgegen unserer Vermutungen noch mehr Loks dort standen als beim letzten Besuch. Im einzelnen waren abgestellt: 01 149, 01 171 (siehe da, siehe da, Timotheus!), 44 1482, 50 109, 50 197, 50 228, 50 595, 50 782 (aha, die Herrschaften!), 50 1058, 64 194, 64 206, 64 248, 64 299, 64 449 und 64 499.
Die Fotoapparate wurden nicht kalt, besonders meiner, weil Hans und Peter mehr mit dem Abmontieren von Schildchen beschäftigt waren.

ausgemusterte Loks im Bw Weiden – links 064 499-7 – Mitte 064 449 – rechts Tender der 050 585 – HG 064 194
Nach der Untersuchung der ausgemusterten Loks gingen wir in den Schuppen für Triebwagen, wo neben dem Unfalltriebwagen 795 447 auch noch einige andere herumstanden – einer davon wurde gerade repariert – und die 323 495 ohne Motorraumverkleidung zu sehen war.
Als wir gerade in einer kleineren Halle waren, wo nur die 260 212 frisch lackiert und der 995 148 stand, kam ein Mann im grauen Arbeitsmantel auf uns zu und fragte nicht gerade freundlich, wo wir herkämen, was wir wollten und wer uns die Erlaubnis gegeben hätte, allein auf dem Bw-Gelände herumzulaufen. Wir versicherten, dass uns von Herrn Zahn erlaubt worden sei, im Bw zu fotografieren und er rannte wutschnaubend aus der Halle, das Tor hinter sich zuwerfend. Ich ahnte, dass es Stunk geben würde. Wir gingen dann weiter zum Tenderlokschuppen, schrieben Nummern auf, machten Stativaufnahmen und wunderten uns über die vielen Loks, die an diesem Tag in der Halle standen. Als wir dann im großen Lokschuppen herumstrolchten – ich spulte gerade einen Film zurück, Hans machte eine Stativaufnahme und Peter war hinter einer Lok verschwunden – da kam unser Griesgram von vorher mit einem anderen Mann auf uns zu. Mir wurde etwas mulmig zumute. Während der nun folgenden Schimpfkanonade stellte sich heraus, dass der zweite Mann Herr Zahn war und dass dieser keineswegs mit unserer Besichtigung einverstanden war.. Unter dem Gespött von Lokmannschaften und Bw-Arbeitern mussten wir ihm auf sein Zimmer folgen.
Der Mensch, der uns die Erlaubnis gegeben hatte, war nur der Stellvertreter von Herrn Zahn gewesen.

Ausgemusterte Loks im Bw Weiden – v. l. 001 149 + 001 171 + 044 487 + 050 228 dahinter 064 206+051 058
Trotz unseren Beteuerungen, dass wir, wenn wir gewusst hätten, dass er es so wollte, nie ohne Begleitung herumgegangen wären usw., mussten wir uns noch eine Weile einen Vortrag anhören, während dem auch das Verbot des Abmontierens von Schildern vorkam. Mir lief es eiskalt über den Rücken. Wenn der Röntgenaugen gehabt, oder einen Blick in unsere Tasche geworfen hätte – nicht auszudenken!
Jedenfalls wurde er gegen Ende des „Verhörs“ immer freundlicher und ging sogar, da er sowieso zum Mittagessen gehen wollte, mit uns noch einmal in den großen Schuppen, damit wir unsere „Arbeit“ beenden konnten und er sprach sogar noch über Lokomotiven mit uns.
Die ganze Zeit über hatten wir unsere Hände so gut wie möglich verborgen, weil sie von den ausgemusterten Loks nicht gerade sauber waren. Deshalb blieb uns fast das Herz stehen, als er uns beim Abschied die Hand reichte. Gottseidank sah er uns dabei ins Gesicht und nicht auf die Pfoten. Frohen Mutes latschten wir zum Bahnhof zurück, wo wir allerdings vergeblich nach einer Waschgelegenheit suchten. Deshalb mussten wir mit den Dreckfingern unser Mittagessen, bestehend aus ein paar Wurststullen, einnehmen und den D 145, bespannt mit 001 181-7 und 001 111-4, fotografieren und interviewen und auch sonst die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges um 13:20 Uhr nutzvoll verbringen.
Unverständlicherweise stand der P 4487 bis 13:30 Uhr im Bahnhof – vermutlich wartete er einen Anschluss ab.

Zum verschrotten abgestellte Loks in Grafenwöhr – links 086 129 – Mitte 051 790+052 077+052 885 – rechts Gleis Grafenwöhr Lager
Wir fragten den Lokführer während der Fahrt, ob der Bahnbus in Pressath warten würde, denn selbstverständlich wollten wir auch dieses Mal einen Abstecher nach Grafenwöhr machen. Aber der Anschluss klappte wieder fabelhaft und kurze Zeit später sahen wir das berühmte Städtchen und wir sahen noch mehr: die Schrottfirma Franz Brunner und genau die ausgemusterten Loks, die am 02.03.1970 bei uns durch geschleppt worden waren. Wenn der Bus nur nicht immer erst so weit im Stadtinneren halten würde!
Im Eilmarsch stürmten wir der Schrottfirma entgegen, als wir endlich aussteigen konnten.
Zuerst wollten wir wieder von der Wiese aus fotografieren. Zu unserer Verblüffung standen genau die drei ausgemusterten 50er o. H. dort, die wir nicht erwartet hätten, nämlich 051 790, 052 077, 052 885. Hinter diesen waren eine halb verschrottete 50er und die 86 129 zu sehen. Eine 86er fehlte also bereits. Nachdem wir uns an den drei 50ern „satt geknipst“ hatten, wollten wir in die Schrottfirma „eindringen“, wurden aber abgeschreckt, als wir sahen, dass dort eifrig gearbeitet wurde. Deshalb beobachteten wir erst einmal einen Dgm, der von Pressath nach Grafenwöhr Lager rollte. Eigenartigerweise war er mit der 052 602 des Bw Kaiserslautern bespannt. Umbeheimatet? – Anscheinend. Danach fragte ich einen Arbeiter, ob wir fotografieren dürften. Er hatte aber keine Ahnung und schickte uns zum Büro. Dort war aber ein derartiger betrieb, dass wir nicht wagten reinzugehen und den Chef zu suchen. Stattdessen versuchten wir es an einer anderen Stelle des Geländes, wo wir einen Vorarbeiter fanden. Er meinte sofort, dass wir da schon fotografieren könnten, wenn wir Interesse hätten. Nur aufpassen müssten wir. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Wir knipsten wie wild alles Sehenswerte. Leider war trotz eifrigen Suchens die Nummer der halb verschrotteten 50er nicht mehr herauszukriegen. Ein riesiger Haufen von Schrottteilen bestand aus der 50 521 des Bw Nürnberg Rbf, aus der fehlenden 86 162 und mindestens noch drei anderen Lokomotiven, die nicht mehr identifizierbar waren. Inzwischen war ein Mann in grünem Trachtenanzug auf den Schrottplatz gekommen. Offenbar der Chef, der aber keineswegs etwas gegen unsere Anwesenheit einzuwenden hatte und der nur sagte: „No? Woll a weng fotografieren?“
nach einiger Zeit kam mir der Gedanke: „Herrschaft, den könnte man doch mal fragen, ob wir ein paar Schildchen abmontieren dürfen.“, denn wir hatten gesehen, dass bei den Loks noch allerhand zu holen war. Als ich ihn einmal allein stehen sah, fasste ich ein Herz und redete ihn an. Er bejahte die Frage, ob er der Chef sei und hatte überhaupt nichts dagegen, dass wir uns ein paar Täfelchen abmontierten. Auf ging´s! Was dem Schraubenschlüssel nicht standhielt, wurde abgeschraubt und in der Tasche verstaut. Erst eine halbe Stunde vor der Abfahrt unseres Zuges um 17.44 Uhr waren wir fertig und da bei der Firma Arbeitsschluss war, wurden wir freundlich gebeten „zu verduften“, was auch ganz in unserem Sinne war. Mit dem P 3804 (795 448 / 995 205) fuhren wir dann nach Pressath, wo wir erstmals eine notdürftige Waschgelegenheit fanden. Mit dem Anschlusszug um 18.14 Uhr (ZLok 064 453) kamen wir bis Bayreuth. Da der Zug in Kirchenlaibach 28 Minuten Aufenthalt hatte, stiegen Hans und Peter aus, um bei der Lok nach Bremszetteln zu fragen. Leider war nur der neue vorhanden, weshalb sie es bei der Lok (064 293) des inzwischen eingefahrenen Personenzugs 4684 versuchten. Da erlebten sie etwas bisher einmaliges. Der Lokführer, ein mieser Patron, sagte nämlich: „Wos wollder? Bremszettel? Sammeld woss annersch!“
Ohne Zwischenfälle ging um 19.04 Uhr die Fahrt weiter bis Bayreuth, wo uns bei Tonband- und Stativaufnahmen die Zeit nicht lang wurde. Der P 2856 (624 646 / 924 431 / 624 645), mit dem wir um 20.09 Uhr in Richtung Heimat fuhren, ging bis Lichtenfels durch, weshalb wir in Neuenmarkt-Wirsberg nicht mehr umsteigen brauchten. Wieder einmal lag eine schöne Spähfahrt hinter uns.
Liste der am 25.03.1970 erworbenen Lok-Erinnerungsstücke:
<tr24O – Lichtmaschine – Z086 129<tr>37Zeichen, dass nach Abnahme d. Schornsteins…052 077<tr>40letzte Zwischen-/Hauptuntersuchung 13.10.58086 129
40letzte Zwischen-/Hauptuntersuchung 13.10.58086 129
Nr. | Gegenstand (Schild) | von Lok Nr. |
01 | Bw Weiden | 064 499 |
02 | BD Regensburg | 064 499 |
03 | BD Regensburg | 051 058 |
04 | Stahlfeuerbüchse | 064 499 |
05 | Größte Geschw. 80 km/h vorw. u. rückw. | 051 058 |
06 | Größte Geschw. 80 km/h | 050 197 |
07 | Das Besteigen des Kessles und Tenders… | 064 499 |
08 | Das Besteigen des Kessles und Tenders… | 064 499 |
09 | Es ist verboten: … / Nur unter Aufsicht zugelassen:… | 064 194 |
10 | Achtung! Druckausgleich Kolbenschieber! Vor… | 051 058 |
11 | O – Lichtmaschine – Z | 064 206 |
12 | Offen – Vordere / Hintere-Luftklappe – Zu | 050 197 |
13 | Kesselunters. letzte 18.3.57, nächste 8.3.71 | 064 194 |
14 | Kesselunters. letzte 8.8.53, nächste 5.12.71 | 064 499 |
15 | Kesselunters. letzte 13.2.61, nächste ? | 044 487 |
16 | Kesselunters. letzte 1.12.55, nächste 2.11.69 | 050 228 |
17 | Kesselunters. letzte 16.10.55, nächste 6.10.69 | 050 197 |
18 | Kesselunters. letzte 29.12.55 nächste 30.12.69 | 051 058 |
19 | Steuerungsskala | 050 782 |
20 | Größte Geschw. 80 km/h vorw. u. rückw. | 052 885 |
21 | Größte Geschw. 80 km/h vorw. u. rückw. (stark beschädigt!) | 051 790 |
22 | Schieber hinten … usw, | 051 790 |
23 | Firmenschild Henschel 1941 F.Nr. 25 859 Kassel | 052 885 (Tender) |
25 | Zu – Bodenklappe – Offen | 086 129 |
26 | Offen – Vordere / Hintere-Luftklappe – Zu | 052 077 |
27 | Offen – Vordere / Hintere-Luftklappe – Zu | 052 885 |
28 | Offen – Vordere / Hintere-Luftklappe – Zu | 086 129 |
29 | Offen – Vordere / Hintere-Luftklappe – Zu | 052 885 |
30 | Zeichen, dass Umgrenzungslinie BO überschreitet | 052 885 |
31 | Zeichen, dass Umgrenzungslinie BO überschreitet | 051 790 |
32 | Zeichen, dass Umgrenzungslinie BO überschreitet | 051 790 |
33 | Zeichen, dass Umgrenzungslinie BO überschreitet | 052 077 |
34 | Zeichen, dass Umgrenzungslinie BO überschreitet | 052 077 |
35 | Zeichen, dass nach Abnahme d. Schornsteins… | 051 790 |
36 | Zeichen, dass nach Abnahme d. Schornsteins… | 051 790 |
38 | Zeichen, dass nach Abnahme d. Schornsteins… | 052 077 |
39 | Kesselunters. letzte 4.10.55 (17.4.65), nächste 24.2.69 | 052 885 |
BD Regensburg - 051 058
BD Regensburg 064 499
80kmh - 051 058-6
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