Am Sonntag, den 10. August 1969 starteten Hans und ich um 6:15 Uhr mit dem Fahrrad zu einer Spähfahrt nach Coburg. Das heißt mit dem Fahrrad fuhren wir nur bis Lichtenfels, von dort aus ging es mit dem Zug weiter. Auf Peters Gesellschaft mussten wir verzichten, da er sich in Bamberg bei Verwandten aufhielt.
Die Fahrt verlief reibungslos. Bereits um 7:30 Uhr trafen wir in Lichtenfels ein, Wo wir uns zunächst auf dem Bahnhof herumtrieben. Als der 8620 mit der 052 500-6 einfuhr und uns Heizer Anton freundlich zuwinkte, sahen wir den Zeitpunkt gekommen, ins Bw zu gehen.
Wir warteten noch auf den E721 und gingen dann zum Bw Coburg, wo gerade die 052 500-6 untersucht wurde. Gerade als sie auf die Drehscheibe fuhr, schlichen wir durch den Lokschuppen zur Lokleitung und erhielten auch die Erlaubnis für einen Aufenthalt im Bahnbetriebswerk.
Im Lokschuppen trafen wir wieder einmal eine ganze Menge bekannter „Gesichter“. 001 180-9, 053 129-3 (Wt), 052 985-9, 050 411-8, 054 558-3, 044 662-5, 280 003-5 (!) und siehe da, auch die beiden 94er, die wir vergeblich vor dem Bw gesucht hatten, standen hier im Schuppen: 94 1057 und 94 1055. Puffer an Puffer mit letzterer stand die 261 209-1. Auf sie folgten die 078 211-0, ein Straßen- und Schienenbus, der Turmtriebwagen 701 008-3 und nach wie vor die E7119.
Die Fotoapparate hatten wieder einmal genug zu tun, auch das Blitzgerät, das ich mir inzwischen angeschafft hatte.
Ungefähr um 10 Uhr meldeten wir uns wieder ab und fuhren zurück zum Bahnhof, wo wir uns bis 12 Uhr aufhielten, um dann mit dem P2049 (Zlok 144 097) nach Coburg zu fahren. Zu unserem Erstaunen übernahm dort eine 280 (die 010) unseren Zug.
Auf dem Bahnhof war um diese Zeit nichts los, also machten wir uns gleich auf den Weg zum Bw. Wir brauchten nicht lange zu suchen. Auf einem schmalen Weg gelangten wir zu einem Türchen, über dem ein kunstvoll geschwungenes Schild mit der Aufschrift „Bahnbetriebswerk Coburg“ angebracht war. Als wir in der Umzäunung standen, waren wir äußerst erstaunt. Das ganze Bw-Gelände war parkähnlich angelegt mit Zierrasen, geteerten Wegen und Büschen. Überall herrschte peinliche Sauberkeit, selbst der Lokschuppen war äußerlich gepflegt und machte einen durchaus guten Eindruck. Allerdings war im ganzen Bw keine Menschenseele zu sehen. Zweimal durchstreiften wir die Anlagen, bis wir schließlich im Schuppen einen freundlichen Heizer entdeckten, der uns erklärte, dass die Lokleitung nicht besetzt sei. Er fragte auch gleich beim Bw-Vorstand in dessen Privatwohnung für uns, ob wir fotografieren dürften. Dieser war einverstanden, also konnte es losgehen.
Im Lokschuppen standen folgende Loks: 260 890-9, 323 872-2, 086 164 (t), 086 130 (Unfalllok), 086 348, 086 217, 086 587, 086 174, 086 419 und die Bayreuther Schienenbusgarnitur 795 310-2 / 995 210-2.
Jede einzelne Lok wurde untersucht und fotografiert.
Die Unfalllok 086 130, deren ganzes Hinterteil eingedrückt war, hatte – wie wir erfuhren – einen Holzlastwagen gerammt.
Etwas abseits vom Bw standen die ausgemusterten 086 189-4 und 086 162-5. Auch sie wurden fotografiert.
Um 14:45 Uhr kam die 280 010 ins Bw und wurde aufgetankt. Kurz darauf erschien auch die 086 745 (aus Rodach), die einzige Lok, die im Bw Coburg noch gefehlt hatte.
Als sie bekohlt worden war und im Lokschuppen stand, verabschiedeten wir uns und gingen zum Bahnhof zurück, wo inzwischen auch die 280 003 aus Lichtenfels eingetroffen war.
Um 15:38 Uhr fuhren wir mit dem P2066 (Zlok wieder 144 097) wieder nach Lichtenfels. Dort blieben wir noch eine Weile auf dem Bahnhof und radelten dann ungefähr um 16:15 Uhr in Richtung Heimat.
In Mainroth entdeckte Hans in einem Kartoffelfeld eine Zugschlusslaterne, als wir gerade auf den 1871 warteten. Natürlich wurde sie mitgenommen! Von da an stand sie sauber poliert in der Klubbude.