Das Wetter am Morgen des 30.05.1969 war nicht gerade sehr vielversprechend. Wir ließen uns aber nicht abschrecken, die geplante Fahrt nach Weiden anzutreten.
Der 1865, mit dem wir aufbrachen ( Zlok 052 985-9, Heizer: Fritz) kam pünktlich in Neuenmarkt-Wirsberg an, so dass wir den Anschlusszug (Zlok 211 136-7) nach Bayreuth ohne weiteres erreichten. Das Wetter besserte sich allmählich und als wir in Bayreuth die V200 068 am E661 und zwei 64er an unserem Zug nach Weiden sahen, hatte unsere Stimmung wieder einmal fast den Höhepunkt erreicht. Zuerst wurde die 220 068-1 „verarztet“, dann gings zu den beiden 64ern (64 497 und 064 337-9).
Die Lokmannschaften waren recht freundlich, besonders die von der 064 337-9. Der Heizer ließ Peter sogar auf den Führerstand, um ein paar Aufnahmen zu schießen. Bei der Gelegenheit fragten wir gleich einiges über das Bw Weiden und erzählten, dass wir dorthin wollten. Um 8:11 Uhr dampften unsere beiden 64er mit ihrem Zug aus dem Bayreuther Hbf.
Schon bald hatten die Loks eine ordentliche Geschwindigkeit drauf, dass wir uns wie in einem Eilzug vorkamen. Da der Zug bis Kirchenlaibach nicht hielt, war der Eindruck perfekt. In Kirchenlaibach fuhr die Vorspannlok ins Bw, was aber unsere 064 337-9 nicht hinderte, auf der weiteren Fahrt dasselbe Tempo wie bisher beizubehalten. In Weiden angekommen, wollten wir erst noch auf ein paar Züge warten. Als uns aber der Lokführer anbot, mit der Lok ins Bw zu fahren, sagten wir selbstverständlich nicht nein.
Nach einigem Hin- und Herfahren standen wir an der Bekohlungsanlage, wo wir von der Lok stiegen. Als wir gerade beim Bekohlen zusahen, fragte uns ein junger Mann, ob wir denn schon die Erlaubnis für die Bw-Besichtigung hätten.
Wir machten uns also auf zur Lokleitung, wo man uns anderswohin verwies und von dort aus wieder woandershin. Wer war aber dort schließlich zuständig? Der junge Mann von vorhin. – Hätte er ja auch gleich sagen können!
Er hatte aber nichts gegen unseren Rundgang und so durchstreiften wir kurz danach den Tenderlokschuppen, wo einige 64er, eine 260 und eine Köf standen. Bevor wir in den großen Dampflokschuppen gingen, zog uns wieder einmal eine Reihe ausgemusterter Loks wie ein Magnet an.
Es waren im einzelnen: 38 2279, 38 2641, 38 2985, 44 1482, 50 109, 50 595, 50 827, 64 206 (Unfalllok), 64 248, 64 293, 64 295, 64 449 und eine 64er ohne Nummer (vielleicht 64 008). Die Fotoapparate wurden nicht kalt. Von der 64 248 schraubte Peter das Schild „Kesseluntersuchung, Letzte 13.11,57, Nächste 15.11.71, Abnahme: 1937“ herunter und von der 64 449: Kesseluntersuchung, Letzte: 31.8.55, Nächste: ?, Abnahme: 1934“.
Auf dem Tender einer 38er lag ein geschriebenes Nummernschild einer 38er (38 3383). Als wir nach einem Rundgang im großen Lokschuppen fragten, ob wir es mitnehmen dürften, regte sich unser junger Mann gleich auf, von wegen das sei Diebstahl usw. Doch dann verabschiedete er sich recht freundlich von uns.
Bis zur Abfahrt unseres Zuges nach Pressath um 13:20 Uhr blieben wir auf dem Weidener Bahnhof, wo uns die Zeit nicht lang wurde.
Schließlich war es so weit, dass unser Zug (Lok: 064 337-9)
nach Pressath Weiden verließ. Wir waren fast ein wenig aufgeregt. Von Pressath bis Grafenwöhr sollten wir mit einem Bahnbus fahren und es bestanden nur zwei Minuten Übergangszeit. Aber es klappte alles wie am Schnürchen und bald waren wir in Grafenwöhr. Kurz vor dem Ort sahen wir ausgemusterte Loks. Wir merkten uns den Weg und als unser Zug hielt, machten wir uns sofort dorthin auf.
Deutlich spürte man, dass in Grafenwöhr der Truppenübungsplatz war. Mehr amerikanische Autos als deutsche fuhren umher, Militärflugzeuge schwirrten ständig in der Luft und von ferne hörte man Schüsse, als ob ein Gewitter im Anzug sei.
Nach kurzem Marsch hatten wir die Schrottfirma erreicht.
01 109, 01 083 und 01 092 hatte man von Oberkotzau hierher zum Verschrotten gebracht. Es gab günstige Gelegenheiten zum Fotografieren und wir machten auch Gebrauch davon. Auf dem Schrottplatz fanden wir unter anderem auch das Führerhaus der letzten P8 des Bw Hof (38 1639). Zwei Trümmerhaufen von zerschweißten Lokomotiven erwiesen sich als 01 058. Schade …
Wir trieben uns ziemlich lange auf diesem Schrottplatz herum und wurden des Suchens nach Anhaltspunkten nicht müde. Auch ein paar alte ausgemusterte Wagen wurden untersucht. Übrigens fanden wir auf dem Schrottplatz eine Wasserstandsskala (wahrscheinlich von einer P8).
Um 17:43 Uhr fuhren wir mit einem Schienenbus (795 448-0 + 995 219-3, Bw Weiden) nach Pressath und von dort aus mit dem 1761 (Zlok 64 453) nach Bayreuth. In Kirchenlaibach hatten wir lange Aufenthalt, so konnten wir erst einmal aussteigen. Am P 1686 (Marktredwitz – Nürnberg) war die 64 006 (Bw Hof). Welch eine Überraschung!
Auch ein Güterzug mit der 052 268-0 fuhr ein.
In Bayreuth hatten wir gleich Anschluss nach Neuenmarkt (1665) mit einem 795. Dort wurde uns wegen des regen Betriebs nicht langweilig.
Um 20:49 Uhr fuhren wir mit dem 1896 in Richtung Heimat. Wieder einmal war eine schöne Spähfahrt zu Ende gegangen.